Hilfe für die Helfer
Katastropheneinsatz stärkt Position des Technischen Hilfswerks
Stolberg. "So ein Einsatz schweißt zusammen", sagt
Wolfgang Geicht. Die Meinung des Zugführers teilen auch THW-Ortsbeauftragter
Hans-Hubert Dahmen und sein Stellvertreter Ralf Flöhr. Sie sehen im
Hochwassereinsatz zudem ein Imagegewinn für das Technische Hilfswerk.
Mit mehreren Helfern war das THW Stolberg an der Hochwasserfront. Die
Bereitschaft, sich dort zu engagieren war überaus groß. "Alle sind sofort
gekommen, obwohl zwischen Alarmierung und Abfahrt in Richtung Osten nur ein
paar Stunden lagen", sagt Hans-Hubert Dahmen. Lediglich einen "Hochzeiter"
hatte man geschont.
Hoch motiviert fuhren die Stolberger in Einsatzgebiet, wo ein wenig
Frustration aufkam. Wolfgang Geicht: "Wir mussten zunächst warten, bis uns
Aufgaben zugewiesen wurden. Diese Warterei war ganz schön nervig."
Der routinierte Zugführer weiß, wovon er spricht. Er verfügt über sehr
viel Erfahrung - und ein ganz besonderes Hochzeitsnacht-Erlebnis. Wegen
eines schweren Erdbebens in Mexiko wurde nichts aus den Flitterwochen. Für
den Spezialisten war es seinerzeit aber selbstverständlich, Persönliches
hintenan zu stellen und Menschen in Not zu helfen.
Seit 1956 dabei
Diese Einstellung hat auch Hans-Hubert Dahmen. Den Ortsbeauftragten
kann man getrost als "Mister THW" bezeichnen. seit 1956 ist er dabei, seit
Jahrzehnten an verantwortungsvoller Stelle. Auch sein Vertreter Ralf Flöhr
hat etliche THW-Jahre auf dem Buckel - jedenfalls sehr viel mehr, als die
zehn Jahre, zu denen er sich vor rund drei Jahrzehnten verpflichtete.
Die Mitarbeit im THW galt und gilt als Wehrersatzdienst. Heute müssen
sich die Helfer für sechs Jahre verpflichten. Freiwillig können sie so lange
bleiben, wie sie wollen. Das "Pensionsalter" für Helfer im Einsatz liegt bei
60 Jahre, Führungskräfte dürfen fünf Jahre länger aktiv sein.
Eine erfahrene Führung und eine gute Atmosphäre zeichnet den
THW-Ortsverband Stolberg aus. Er ist einer von fünf im Kreis Aachen
(Alsdorf, Eschweiler, Herzogenrath und Simmerath). Im Landesverband gehört
man zum so genannten Geschäftsführerbereich Aachen, der auch für
Aachen-Stadt (1) und die Kreise Düren (4) und Euskirchen (2) gilt. Insgesamt
sind es zwölf Ortsverbände.
Die Zahl der Helfer hat sich in Stolberg halbiert, denn sie lag einmal
bei fast 120. Der Grund ist nicht mangelndes Interesse, sondern "THW 2000",
eine Neustrukturierung der Einheiten. Der Bund, der für alle Kosten
aufkommt, wünschte sich mehr Effizienz (und natürlich weniger ausgaben).
Zudem verlor der Katastrophenschutz nach Ende des Kalten Krieges an
Bedeutung. Der 11. September und nicht zuletzt die Flutkatastrophe haben
aber ein Umdenken in Bewegung gesetzt. "Es wird nicht die einzige
Naturkatastrophe größeren Ausmaßes bleiben, und Anschläge sind auch
hierzulande denkbar", sagt das Führungstrio.
Organisatorisch ist es nunmehr so, dass in jedem Ortsverband ein
Technischer Zug mit Zugtrupp und zwei Bergungsgruppen stationiert ist. Hinzu
kommt eine Fachgruppe (In Stolberg "Infrastruktur". Dadurch sollen noch mehr
Spezialkenntnisse erworben werden; bei Einsätzen können erforderliche
Fachgruppen schnell alarmiert und herbeigerufen werden.
Das Stolberger THW betreibt zudem Nachwuchsförderung. es gibt eine
Jugendgruppe (etwa ab 10, 12 Jahre), die sich mittwochs trifft. Ideale
Voraussetzungen bietet die Unterkunft in der Oststraße, der frühere
belgische CMC-Markt. Dort ist man seit 1998 ansässig; erstmals in eigenen
wänden. Die Vorgänger-Unterkünfte (Aachener Straße/ frühere Berufsschule/
Torburg/ ehemalige Feuerwehr) waren Eigentum von Stadt oder Kreis.
Aachener Nachrichten Online, 11.09.02