Gymnasien droht (vorerst) kein Chaos
Stolberg. Der Maulkorb ist nicht sichtbar und dennoch spürbar vorhanden:
Wenn es um die Vertretungsstellen an ihren Schulen geht, üben Stefanie
Luczak und Burghart Klein gleichermaßen Zurückhaltung.
«Wir verwalten den Mangel», klagt Klein als Leiter des Ritzefeld-Gymnasiums,
wenngleich er wie auch seine Kollegin vom Goethe-Gymnasium von einem
Stellenchaos (vorerst) verschont bleibt.
Während im benachbarten Aachen durch das Auslaufen von Vertretungsstellen
nach den Osterferien massive Unterrichtsausfälle drohen, hält sich der
«Verlust» an den beiden Stolberger Gymnasien in Grenzen.
Neun Unterrichtsstunden muss Burkhart Klein kompensieren, weil eine
Krankheitsvertretung ihre Tasche packen muss. «Das Land ist der Meinung,
dass wir dies durch die Kapazitäten auffangen können, die durch den in die
Prüfung gehenden Abiturgang frei werden», berichtet Klein.
Bleibt es beim jetzigen Personalbestand, geht die Rechnung auf. «Wir können
allerdings nur hoffen, dass es keine längerfristige Erkrankung mehr im
Kollegium gibt.» Denn dann sei auch am «Ritze» Unterrichtsausfall kaum noch
zu vermeiden.
«Glück gehabt» hat Stefanie Luczak - zumindest, was die Vertretungsstellen
angeht. Weil die jungen Lehrer, die mangels Festanstellung derzeit zeitlich
befristet tätig sind, ausschließlich im Erziehungsurlaub weilende Kollegen
vertreten, war die Verlängerung ihrer Kontrakte bis zum Schuljahrsende
relativ problemlos möglich.
Einen kurzfristigen Engpass gibt es lediglich in den ersten beiden Wochen
nach den Osterferien. «Den werden wir aber überbrücken können», so Luczak.
Weil ihnen nach dem Referendariat oftmals keine festen Stellen zur Verfügung
stehen, nehmen viele junge Lehrer Vertretungen für längerfristig erkrankte
oder im Mutterschaftsurlaub befindliche Kollegen an.
Diese enden nicht selten - auch kurzfristig - während des Schuljahrs, da die
Mittel aus dem so genannten Geld-Statt-Stellen-Programm immer knapper
bemessen werden. Ersatz gibt es in der Regel zunächst nicht.
Aachener Zeitung Online, 10.04.2003