Für eine «enkeltaugliche» Welt
Stolberg/Berlin. Im Rahmen des Projekts «Jugend recherchiert Umwelt - 100
Schulen im Dialog» hat das Goethe-Gymnasium seit zwei Jahren eine
Partnerschaft mit dem Lise-Meitner-Gymnasium in Falkensee.
Bei den jährlichen Besuchen wird jeweils ein Umweltthema untersucht. Die
Ergebnisse werden in einer der 20 Partnerzeitungen veröffentlicht, zu denen
auch unsere Zeitung gehört.
Hier der Beitrag der Goethe-Schüler:
Berlin. In Berlin-Kreuzberg, auf dem Erkelenzdamm, steht ein unscheinbares,
altes Haus, das den Anschein hat, als ob es seit Jahren nicht mehr betreten
worden wäre.
Im ersten Obergeschoss hängen an der äußeren Hauswand zwei aus Federn und
alltäglichen Dingen gemachte Figuren. Während wir vor dem Haus standen und
jenes ausführlich betrachteten, drängte sich uns die Frage auf: «Müssen wir
da wirklich rein?»
Nachdem wir den Treppen, die nie enden wollten, in den 5. Stock bis unter
das Dach gefolgt waren, erwartete uns ein sehr provisorisch eingerichteter
Raum im Studenten-Stil mit viel Leben und Chaos. Dieser provisorisch
eingerichtete Raum ist das Büro von Netzwerk Zukunft e.V., bei diesem
Institut sollten wir unseren Recherche-Tag verbringen.
Gegen ziellose Verwissenschaftlichung
Aber zuerst mal: Was ist «Netzwerk Zukunft e.V.» eigentlich? Es ist ein
Verein, der die Welt nachhaltig gestalten möchte, d.h. er will die Welt
«enkeltauglich» machen. Robert Jungk hat Netzwerk Zukunft e.V. am 23.
Oktober 1989 gegründet. Außerdem hatte er sich nichts geringeres
vorgenommen, als gegen die Gefährdung unseres sozialen Zusammenlebens, das
Bedrohungspotenzial, die Technisierung und die ziellose
Verwissenschaftlichung vorzugehen.
Dadurch sollten die Bürger/innen ermutigt werden mit persönlichem Engagement
ihre kreativen Ideen in die Zukunft einzubringen, da dies nicht nur von
Politikern geleistet werden kann.
Anhänger weltweit
Das Netzwerk Zukunft ist wie ein Spinnennetz, das über den ganzen Globus
gezogen ist. Netzwerk Zukunft versteht man als Austauschbörse zwischen
Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen. Dieses Forum hat seine
Anhänger überall auf dem Globus verstreut. Gefordert sind nicht nur die
sozialen Erneuerungen für ein friedliches und selbstbestimmtes
Zusammenleben, sondern auch die Erhaltung der ökologischen Lebensgrundlagen.
Benötigt wird hiermit eine Zukunftsgestaltung, die dem Prinzip «Global
denken - lokal handeln» bei dem Entwurf von Visionen und Konzepten für eine
bessere Zukunft folgt.
Das Netzwerk Zukunft möchte Mut machen, eines jeden persönlichen Engagement,
Kreativität und soziale Fantasie zu entfalten. Es möchte Einfluss auf
gesellschaftliche Entscheidungsprozesses nehmen und zukunftsorientierte
Handlungs-
optionen eröffnen.
Zu den Projekten des Netzwerk Zukunft gehört auch ein Institut, welches
Kinowerbespots für Umweltschutz dreht, sein Name: «Nachhaltiger Filmblick»
Projektträger von «Nachhaltiger Filmblick» ist Egon Müller. Mit ihm arbeiten
30 Studenten und Studentinnen aus den Bereichen Umwelt, Werbung und Film an
dem Projekt. Die Filme unterscheiden sich sehr von der klassischen
«Umweltwerbung».
Trend Umweltschutz
Es wird nicht mit erhobenem Finger gesagt: «Du sollst, du sollst, du
sollst...», sondern eine Botschaft vermittelt: Umweltschutz ist trendy.
Umweltschutz wird als Marke verkauft. Baum oder Gras ersetzten große Marken,
das ist der einzige Unterschied zur normalen Werbung.
Die Kostüme wurden aus Müll gefertigt, auch wenn man es ihnen nicht ansieht.
Man versuchte insgesamt mit möglichst wenig Geld auszukommen. So entstanden
zehn teils lustige, aber auch teils nachdenkliche Filme, deren Botschaft man
erst nach etwas überlegen genau versteht. Die Zielgruppe sind meist jüngere
Menschen, genau wie die Produzenten.
Markanter Spot
Jedoch entstand auch ein Spot, der vor allem Autofahrer ansprechen sollte.
Der Wohl markanteste Spot der Reihe handelt von einigen abstoßenden
Außerirdischen, die sich gegenseitig bespucken und dennoch den Menschen weit
überlegen sind. Die Menschen würden noch in «stinkenden Erdschiffen»
herumfahren, obwohl sie doch eine riesige Sonne hätten.
In mehr als 300 Kinos in 25 Städten wurden die Filme ausgestrahlt. 320
Kassetten wurden als Anschauungsmaterial an Schulen geschickt. Mit
Untertiteln versehen wurden einige der Spots sogar im Ausland ausgestrahlt,
dies sind allerdings dann eher Ausnahmen.
Regisseur Albert Heiser, der zuvor auch Werbespots für Autos gemacht hatte,
gefällt die Arbeit sehr. Sie hat «andere Rahmenbedingungen», es gibt eine
«Kommunikation mit der Gesellschaft».
Aachener Zeitung Online, 14.04.2004