Doncks: Lachen gehört in die Kirche
Stolberg-Vicht. Kirche ist eine ernste Sache, und nirgendwo in der Bibel
steht, dass Jesus einmal herzhaft gelacht hätte. «Aber er hat schöne, große
Feste mitgefeiert», wendet Pfarrer Hans Doncks sofort ein.
Und dann im Brustton der Überzeugung: «Das Lachen darf in der Kirche nicht
sterben.» Frohes Singen, tanzen und klatschen beim Gottesdienst, «das findet
meine Zustimmung».
Ein Dokument des Papstes zur Liturgie spricht diesbezüglich eine andere
Sprache. Und Doncks erinnert sich, dass ihn gerade die jüngste Schrift zur
Liturgie «geschockt» habe. Wie überhaupt vieles, was aus Rom kommt «für uns
ein Problem ist».
Wie dem auch sei: Doncks feiert am Freitag, 27. August, seinen Geburtstag.
Es gibt am Samstag, 4. September, eine Festmesse und einen Empfang im
Vichter Pfarr- und Jugendheim. Persönliche Geschenke zum 60. «möchte ich
nicht», sagt er. Lieber Gaben für die Ausbildung eines Priesters aus Ghana.
Neue Ufer
Seine eigene Ausbildung zum Priester absolvierte Doncks nach dem Abitur am
Stolberger Goethe-Gymnasium in Bonn und Freiburg. Es waren die wilden 1968er
Jahre, die den jungen Mann ein wenig fürs Leben geprägt haben. Nicht nur,
dass er die Sprüche der damaligen Demonstranten noch alle im Kopf hat, auch
der Gedanke einer Kirche in Freiheit, einer Kirche, die von unten wirken
müsse, sei ihm geblieben. Etwa Neues brach auf, «das war auch für mich
wichtig». Und: «Ich stehe für eine Kirche, die zu neuen Ufern aufbricht.»
1970 bis 1973 war Doncks Kaplan in Breinig, ein Kaplan mit Familie
allerdings, denn seine Mutter, sein Großvater und ein kleiner Vetter, der
gerade ins 1. Schuljahr kam, gehörten zum Haushalt dazu.
1973 ging es für fünf Jahre nach Eilendorf, bevor der heutige Dechant am 1.
Mai 1978 nach Vicht versetzt wurde.
«Prophet im eigenen Land»
In Stolberg in der Rathausstraße 58 geboren, hat Doncks es zumindest
räumlich - bis Vicht - nicht gerade weit gebracht. «Ich bin das, was es
eigentlich nicht geben soll: ein Prophet im eigenen Lande», sagt er und
lacht. Wer ihn kennt, weiß wie intensiv er die Weltkirche im Blick hat, wie
breit er sich orientiert und engagiert. Und auch sein derzeitiger Gast, ein
junger Priester namens Father Stephen Koya, wurde von Doncks und einer
Vichter Missionsgruppe unterstützt.
Und was erhofft sich der Jubilar von der Umstrukturierung des Bistums? «Ich
erwarte nicht das Heil von neuen Strukturen», so Doncks, aber es sei nun mal
nicht mehr für jede Pfarrgemeinde ein Priester da. Deshalb müssten größere
Gebilde geschaffen werden, im ganzen Bistum genau 71 Kirchengemeindeverbände
mit zumeist je zwei Priestern.
Mehr Bedeutung fürs Ehrenamt
In Stolberg werde es 2012 zwei Kirchengemeindeverbände geben mit je
zweieinhalb Priesterstellen und jeweils drei Gemeindereferenten-Stellen.
Derzeit tuen noch zehn Priester Dienst in den Stolberger Pfarrgemeinden.
Doncks blickt gleichwohl optimistisch in die Zukunft. Das Ehrenamt für
Männer und Frauen werde an Bedeutung gewinnen.
Und alle Erfahrungen deuten darauf hin, so Doncks, dass mit den Ehrenamtlern
weiterhin gute Arbeit möglich sei.
Aachener Zeitung Online, 25.08.2004