Lauter gebrochene Menschen
Theater AG des Goethe-Gymnasiums führte "Nachtasyl" auf
Stolberg Es ist der ungetrübte Blick auf Leid und
Verzweiflung, den der russische Autor Maxim Gorki in seinem Theaterstück
"Nachtasyl" bietet. Dieses traurige Asyl beschwor die Theater AG der
Oberstufe des Goethe-Gymnasiums in ihrer Aufführung am Mittwochabend.
Es ist ein zusammengewürfelter Haufen von gestrandeten und
gescheiterten Menschen, die unter dem Dach des Ehepaars Kostylew
Unterschlupf gefunden haben. Doch das Asyl ist keineswegs freundlich, die
Hausbesitzer herrschen mit harter Knute über die an Leib und Seele
gebrochenen Menschen.
In dem Wirrwarr von leeren Flaschen, Decken und Kissen, Teppichen und
Zeitungsresten leben oder vegetieren die Bewohner vor sich hin. Zwischen den
schmutzigen Lagern wird gespielt, getrunken, geliebt und gestorben, doch
über allem hängt die Verzweiflung.
Zwar scheint hier und dort ein Gefühl von Gemeinschaft durch, und sei
es nur bei einer der von Wodka getränkten abendlichen Kartenrunden. Doch oft
beherrschen Resignation und Gleichgültigkeit oder Verachtung die
unfreiwillige Gemeinschaft der Armen und Ausgestossenen.
Trostlosigkeit, Resignation
"Mein Gott, warum lebt man nur?", klagt Natascha, die Schwester der
Wirtin und spricht damit vielen der Unglücklichen aus der Seele.
Marie-Theres Eschweiler erweckte glaubhaft die Boshaftigkeit der
Hausbesitzerin zum Leben, die mit ihren Wutausbrüchen und Prügeln nicht
einmal Halt vor der eigenen Schwester macht. Sie und ihr Mann Michail
Kostylew (gespielt von Anna Steffens) schaffen es spielerisch, dem Leid der
kleinen Leute ihre Verachtung hinzuzufügen.
Hoffnung kommt in Form des Pilgers (Andreas Wahlen), der selbst vor
großen Lügen nicht zurückschreckt. Der alte Mann findet in der Lüge eine
sanfte Alternative zur grausamen Wirklichkeit. Doch am Ende verblaßt selbst
dieser Lichtblick, und das Nachtasyl versinkt wieder im Dunkel aus
Trostlosigkeit und Resignation.
Die Theater AG führt "Nachtasyl" im Rahmen des 14.
Schüler-Theater-Festivals am 24. Juni im "Goethe" ein weiteres Mal auf. Die
Eröffnung des Schüler-Theater-Festivals findet am 22. Juni um 17 Uhr im
Zinkhütter Hof statt.
Aachener Nachrichten Online, 06.06.2003