Der Aperitif macht Lust auf mehr Theater
Stolberg. Das macht Appetit auf mehr! Einen Vorgeschmack auf die 14. Auflage
des im Kreis einzigartigen Schüler-Theater-Festivals gab am Sonntagabend die
Auftaktveranstaltung im Museum Zinkhütter Hof.
Dort gaben alle Gruppen der drei teilnehmenden Schulen Kostproben ihrer
Stücke. Sieben Darbietungen wurden präsentiert.
Nach eineinhalb Stunden unterhaltsamen aber auch nachdenklichem Theater
zeigte sich das Publikum begeistert und freut sich bereits auf die kommenden
Aufführungen.
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Schauplatz unter dem Dach: Nicht nur die Bühne, auch der Rundgang im Museum
wurde bei der Auftaktveranstaltung des Schüler-Theater-Festivals genutzt,
um den Gästen eine Kostprobe zu bieten.
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Uff! Das ist ja noch einmal gut gegangen. Beinahe wäre es um den Papst samt
seinem Entführer geschehen, aber Bürgermeister Hans-Josef Siebertz hat das
«Drama» verhindern können. Ein flinkes Verschieben des Reglers, und schon
spielt die Musik.
Als die Schüler der Sekundarstufe I vom «Ritze» einen Ausschnitt aus ihrem
Stück «Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde» aufführen möchte,
klappt's mit der Musik nicht, sie will einfach nicht spielen.
Lehrer Manfred Griemens, eh schon ganz aufgedreht, weil er spontan für einen
verhinderten Schüler in die Rolle des New Yorker Taxi-Fahrers springt, der
den Papst kidnappt, wird jetzt richtig nervös.
«Geht nicht an. Wer war zuletzt an der Musik? Da kommt nichts.» Moderator
Niklas Horcher springt ein und quatscht über die ungewollte Pause hinweg.
Dann setzt die Musik ein, dank Siebertz, der den richtigen Knopf an der
Anlage entdeckt und getätigt hat.
Das Publikum nimmt's gelassen und schmunzelt, nur eine kleine Panne, und die
sind ja bei Generalproben ein gutes Zeichen dafür, dass bei der eigentlichen
Aufführung alles wie am Schnürchen klappt.
Niklas Horcher grinst ebenfalls. Er kennt solche Szenen nur zu gut.
Überhaupt ist er im Theater-Geschäft schon längst kein junger Hüpfer mehr.
Sein Abitur hat er 2000 absolviert, jetzt ist er angehender Schauspieler.
Gekonnt führt Niklas durch das Programm, entführt das Publikum auf eine
kurze Reise durch die Entwicklung des Theaters, kündigt Stück für Stück
charmant an und witzelt herum.
Aber auch ernste Töne schlägt er an: «Theater ist ein wichtiger Bestandteil
in der Gesellschaft, auch in Zeiten, in denen gespart werden muss. Deshalb
ist es schön, dass das Schüler-Theater-Festival als gemeinsame Veranstaltung
der Stadt Stolberg und der Kulturstiftung der Sparkasse Aachen stattfinden
kann.»
Der körperliche Beherrschung der «Zirkus-AG» vom Goethe-Gymnasium zollte
Niklas Respekt. «Die ist ja fast noch besser als bei der deutschen
Nationalelf!» Bei den Kickern ist es auch sicherlich etwas länger her,
seitdem sie das letzte Mal mit einem Märchen zu tun hatten. Eine Kostprobe
aus Cinderella bekommen die Zuschauer von den Siebtklässlern des «Goethe» zu
sehen.
In «Er liebt micht - sie liebt mich nicht» präsentieren die Schüler der
Realschule I eine verwirrende Beziehungskomödie zwischen Heteros und Homos,
in der es drunter und drüber geht. So auch bei «Casting... All you need is
love».
Wären die Menschen glücklicher, wenn ihre Vorfahren nicht Adam und Eva
gewesen wären, fragen sich die Himmelsbewohner. Die Engelschar wagt ein
Experiment. Sie sucht nach dem ultimativen Liebespaar für eine neue Zukunft.
Bissig geht's im Stück «Ladies im Hotel» zu. Hier zeigen die
Oberstufenschüler des «Ritze», wie sich wohlhabende Damen gegenseitig
ausspionieren und tyrannisieren. Am Ende gibt es harte Kost: «Nachtasyl»
beleuchtet das Leben am Rande der Gesellschaft.
Aachener Zeitung Online, 22.06.2003