Als "erster Geiger" mit Rau nach Portugal
Neue interessante Konzertreise für den Stolberger Christian Verhees
Stolberg. Mit dem Bundespräsidenten auf
Auslandsreise: für viele ein Traum. Für den Jung-Violinisten
Christian Verhees ist das Wirklichkeit. Der Kupferstädter
begleitet mit dem Landesjugend-Kammerorchesters Johannes Rau nach
Portugal.
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Christian Verhees: Darf den Bundespräsidenten Johannes Rau beim
Staatsbesuch begleiten.
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Heute reist das Landesjugend-Kammerorchester in
Ileek an. Dort trifft sich der 21-Jährige mit den übrigen 19 hoch
begabten Musikern des Kammerorchesters, um sich auf den Auftritt
in Portugal vorbereiten. Das Orchester gehört zur offiziellen
Begleitung des Bundespräsidenten in Lissabon und wird Deutschland
beim Konzert am 6. Mai mit Werken von Bach, Beethoven und Mozart
repräsentieren.
In Heek heißt es rund um die Uhr üben. Wie
anstrengend solche Proben sind, weiß der ehemalige Abiturient des
"Goethe" aus Erfahrung: Im November war er mit dem Kammerorchester
in China auf Tournee. "Es war phantastisch" so sein Urteil. "Im
Schnitt spielten wir vor 2000 Zuhörern." Und das bei zehn
Konzerten. Noch immer beeindruckt ist er von den
Fünf-Sterne-Hotels in China. "Nach der Toilette wurde Dir der
Rücken massiert", schmunzelt er.
Bei jener Konzerttour hatte Christian Verhees
den Part des zweiten Geigers. In Lissabon und auch bei weiteren
Auftritten des Landesjugend-Kammerorchesters in 2003 spielt
Christian Verhees die "erste Geige". Die Freude darüber ist dem
jungen Mann, der mit sechs Jahren zum ersten Mal eine Violine in
den Händen hielt, deutlich anzusehen. Sein Erfolg ist nicht
zuletzt der von Anja Gier. Bei der renommierten Alsdorfer
Violinistin erhielt er die entscheidende Förderung: "Sie hat mich
geprägt und oft genug viel länger mit mir geprobt, nur um mich
technisch zu perfektionieren."
"Es ist eine hohe Ehre, erneut ausgesucht
worden zu sein", sagt der Single nicht ohne Stolz. Für die
China-Tournee wurden die 40 besten Nachwuchsmusiker aus NRW
herausgefiltert. "Für die Portugalreise hat man bundesweit 20
Musiker ausgesucht."
Das Landesjugend-Kammerorchester, das hoch
begabte Musiker fördert, finanziert sich aus Zuschüssen und
Spenden. Eine Gage bekommen die Mitglieder nicht; für die
Reisekosten und Verpflegung wird gesorgt.
Für Christian Verhees spielt Geld in diesem
Zusammenhang keine Rolle: Ihm geht es um die Ehre und die
einmalige Gelegenheit, mit anderen hoch Talentierten zu
musizieren. "Das ist eine riesige Chance. Angefangen hat es mit
einem Trauerkonzert in Arlington. Dort spielte ich als Mitglied
der Aachener Orchesterwerkstatt", sinniert der begeisterte
Triathlet. "Danach bekam ich das Angebot mit dem
Landesjugend-Kammerorchester nach China zu reisen und jetzt ist
die Portugal dran."
Der junge Geiger blickt hoffnungsfroh in die
Zukunft, lässt sich überraschen, was das Schicksal bereit hält.
"Ich bin für alles offen", sagt der 21-Jährige und streicht über
seine Geige.
Aachener Nachrichten, 30.04.2003