Jeder Tag ist für Hans Doncks spannend
Stolberg-Vicht. Urlaubsreisen macht er nur selten, denn wenn er aus dem Fenster des Pfarrhauses
auf die bewaldeten Felshänge schaut, fühlt er sich «beinahe wie im Schwarzwald».
Wen wundert´s also, dass er in Vicht Wurzeln geschlagen hat: Hans Doncks ist seit nunmehr 25
Jahren Priester in der katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes-Baptist Vicht.
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Hier fühlt er sich zu Hause: Seit 25 Jahren ist Dechant Hans Doncks in der
katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes-Baptist Vicht tätig.
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Genauer Jahrestag ist der 1. Mai, aber gefeiert wird das Ortsjubiläum am Sonntag, dem 4. Mai.
Die Pfarrgemeinde lädt an diesem Tag um 10 Uhr zu einem Festgottesdienst und anschließend zu
einem Empfang ins Pfarr- und Jugendheim ein.
Hinter einer 25-jährigen engagierten Tätigkeit verbergen sich natürlich auch einige Zahlen, die
den priesterlichen Dienst ein wenig statistisch darstellen.
Rund 500 Kinder empfingen in diesen Jahren das Sakrament der Taufe, etwa 300 Jungen und Mädchen
wurden von Hans Doncks erstmals zum Tisch des Herrn geführt und feierten ihre Erstkommunion,
rund 200 bis 250 wurden auf die Firmung vorbereitet, über 200 Paare gaben sich vor dem Altar der
Vichter Pfarrkirche das Ja-Wort und rund 500 Pfarrangehörige wurden zu Grabe getragen.
Abgesehen von den jüngsten Ereignissen um die ermordeten Geschwister Tom und Sonja aus
Eschweiler, für die Hans Doncks am ehemaligen Steinbruch Mückenloch bei Zweifall, wo der tote
Junge gefunden worden war, eine Gedenkfeier gestaltete, gab es für den Seelsorger auch andere
Momente, die ihm besonders nah gingen und unvergessen sind.
Hans Doncks nennt die Beerdigung eines Messdieners, der bei einem Verkehrsunfall tödlich
verletzt wurde, oder erzählt von einem nicht einmal 50-jährigen Mitglied des Kirchenvorstandes,
das bei einer Radtour einen Herzinfarkt nicht überlebte.
Natürlich überwiegen beim gedanklichen Rückblick auf das letzte Vierteljahrhundert die positiven
Erinnerungen.
Der Höhepunkt schlechthin sei das Jubiläum zum 300-jährigen Bestehen der Pfarre im Jahr 1994
gewesen.
Im Laufe einer Festwoche sei der neue Altar geweiht worden und ein besonderes Erlebnis sei der
Besuch von 60 Vichtern mit ihrem Pastor in der so genannten Mutter-Pfarre in Düren-Lendersdorf -
dazu gehörte Vicht bis zur Erhebung zur eigenen Pfarrei - gewesen.
Dankbar und erfreut ist Hans Doncks darüber, dass bei der jüngsten Weihe von Diakonen gleich
zwei aus dem Dekanat Stolberg gekommen sind, nämlich aus Schevenhütte und Münsterbusch.
Zu den erfreulichen Dingen gehöre all das, was unter das Stichwort Ökumene fällt. Das
Miteinander zu seinen evangelischen Amtsbrüdern sei beispielhaft.
In den 25 Jahren haben den Priester Hans Doncks natürlich viele Menschen begleitet. Einer von
ihnen ist fast von Anfang an dabei. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Karl Lüttecke blickt,
wie der Dechant verrät, bald auf seine 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit zurück.
Doncks war einer der ersten Pfarrer mit zwei Gemeinden. Von 1980 bis 1982 war er Seelsorger für
die Pfarre St. Josef in Werth. 1982 übernahm er die Gemeinde St. Rochus in Zweifall.
Beim Rückblick konzediert der Jubilar, dass sich die Zeiten geändert haben. So liegt in seiner
Pfarre die Quote der Kirchenbesucher - abgesehen von hohen kirchlichen Feiertagen wie etwa
Weihnachten oder Ostern - bei mageren 10 Prozent.
Und trotzdem bedeutet das keine Einschränkung für das Engagement des Dechanten. «Wir müssen da
sein, immer freundlich und aufmerksam», lautet seine Maxime.
Und bei dem Gedanken, dass «der Kampf um jeden Einzelnen begonnen hat», findet der Theologe
gleich ein positives Vorbild: «Auch Jesus hat eine personelle Seelsorge praktiziert und in
vielen Einzelschicksalen von Mensch zu Mensch geholfen.»
Bezogen auf die aktuelle Situation bedeute dies, dass man nicht nur den hören muss, der am
lautesten schreit. Mitunter brauchen einen die stillen Mitmenschen am nötigsten.»
Der Jubilar freut sich, dass er jeden im Ort kennt, dass er unter die Leute gehen und mit ihnen
feiern kann. In der Karwoche lässt sich im Gespräch mit einem Priester das Thema Ostern nicht
ausklammern.
Hans Doncks freut sich in diesem Zusammenhang über einen jungen Familienvater, der sich
beruflich neu orientiert und Gemeindereferent werden möchte.
Dieser junge, solide Handwerker habe gerade als Thema für die erste Ausbildungsphase über das
Thema «Ostern und Auferstehung» referiert.
Und genau das ist die faszinierende Botschaft für alle Christen: Dass nämlich der Tod nicht das
Letzte ist,was kommt, sondern vielmehr «Geborgenheit und Heimfinden zu Gott» bedeutet. «Ich
möchte selber nicht leben ohne die Osterbotschaft», unterstreicht Hans Doncks.
Bleibt die Frage, ob man nach 25 Jahren im Dienst einer Pfarre noch Wünsche für die Zukunft hat.
Man merkt Hans Doncks an, dass er nach kurzem Nachdenken seinen diesbezüglichen Wunsch ganz
bescheiden formuliert: «Ich möchte meinen Dienst weiter tun und freue mich über jeden, der mit
mir den Weg des Glaubens geht. Ich selbst empfinde jeden Tag als spannend und als
Herausforderung...!»
Aachener Zeitung Online, 18.04.2003