Axel Wirtz: «Noch nie ist so viel Geld in Schulen geflossen»
Stolberg. «Undemokratisch», «traurig» und «konzeptlos» sind die
Worte, die die Stolbeger SPD der Schulpolitik der Mehrheit von CDU und FDP
im Stadtrat zubilligt. Sie gefährde mit ihrer Politik den Schulfrieden in der
Kupferstadt, so die Genossen.
Diese Worte und weitere Angriffe aus den Tagen zuvor lassen den
Vorsitzenden des städtischen Schulausschusses nicht ruhen. CDU-Ratsherr Axel
Wirtz (MdL) kontert im Gespräch mit der Stolberger Zeitung den Vorwürfen der
Sozialdemokratie.
«Das Sommerloch ist Jahr für Jahr daran zu erkennen, dass sich
Kommunalpolitiker der unterschiedlichsten kommunalen Bereiche der
SPD zu Wort melden und nicht inhaltlich ihre Vorstellungen und
Alternativen vortragen, sondern sich darauf beschränken, die Politik der
CDU/FDP-Mehrheit zu kritisieren und mit falschen Fakten zu arbeiten», sieht Axel
Wirtz dahinter «Methode bei den Genossen». Jüngstes Beispiel sei die
Schulpolitik.
«Die Jahre 1979 haben bis 1989 unter SPD-Ägide ausgereicht, die
Schulden durch Ausgaben im konsumtiven Bereich derart in die Höhe zu
treiben, dass selbst für Investitionen und Unterhaltungsmaßnahmen kaum noch
Raum geblieben ist», geht Wirtz in die Historie.
Die kommunalfeindliche Politik der rot-grünen Regierungen auf
Landes- und Bundesebene, die selbst von führenden Sozialdemokraten
angeprangert wird (OB Linden, AC) gebe den Städten jetzt entgegen den ausdrücklichen
Wahlversprechen der Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung den
Todesstoß.
Seit 1999 erhalten die Schulen in Stolberg einen bestimmten
Sockelbetrag, über den sie in Eigenverantwortung frei verfügen können, um
kleinere Maßnahmen durchführen zu können. «Wenn auch nicht großen Summen,
aber es hilft an vielen Stellen», sagt Wirtz.
Erstmals überhaupt ist eine Prioritätenliste erstellt worden,
nach der jetzt größere Maßnahmen, soweit dies im Rahmen der städtischen Finanzen
möglich sei, nach und nach abgearbeitet werden.
Von den zwei Realschulen und zwei Gymnasien unserer Stadt sind
für jeweils eine Schule in den letzten Wochen die wichtigen
Investionsentscheidungen für die Zukunft getroffen worden.
In Mausbach laufen bereits die Bauarbeiten für die Erweiterung um
zwei Klassenräume, für das Ritzefeld-Gymnasium wurde (ohne die Stimmen
der SPD) in der letzten Schulausschuss-Sitzung die Entscheidung für die
Erweiterung getroffen. Es steht detailliert fest, wie hier die Planungs- und
Investionsabläufe sein werden.
«Seit den großen Schulneubau-Maßnahmen der 70er und 80er Jahre
ist noch nie so viel Geld in die Schulen geflossen wie zurzeit, obwohl die
viel gepriesene Schulpauschale uns unter dem Strich schlechter stellt
als zuvor», bewertet der Schulausschuss-Vorsitzende. Weitere Beratungen für
die anderen Schulen stünden an.
Das Schul- & Fun-Ticket für die Schüler in Stolberg wollte die
SPD mit zusätzlichen Belastungen im Verwaltungshaushalt der Stadt «aus
der Hüfte geschossen durchpeitschen», so Wirtz weiter.
«Aber durch die besonnene Vorgehensweise der Fachdezernentin und
der CDU, die Kostenfrage mit in die Beratungen einfließen zu lassen, ist
das Schülerticket mit großem Erfolg zum vergangenen Schuljahr
realisiert worden - allerdings unter Beibehaltung der vorherigen Höhe der
Schülerbeförderungskosten der Stadt».
Dies wertet der Landtagsabgeordnete als ein Beispiel für seriöse
Haushaltswirtschaft im Sinne der Stadt bei gleichzeitigem Vorteil
für die Kinder.
«Man trägt nach unserem Verständnis Personalentscheidungen nicht
öffentlich zu Markte», sagt Wirtz zur Diskussion über die Besetzung der
stellvertretenden Schulleiter-Stelle am Goethe-Gymnasium. Die
Einsetzung eines Schulleiters am Ritzefeld-Gymnasium durch den RP Antwerpes
gegen den Willen der Schüler, Lehrer, Eltern und Schulträger Stadt, die
letztlich damals erfolgreich durch das besonnene Vorgehen der Bürgermeister
Hennig und Siebertz verhindert werden konnte, sei mit keinem anderen Fall
vergleichbar.
«Hier hat in der Tat das demokratische Verständnis von freier
Entscheidung des Schulträgers gegen die Gesichtspunkte und Interessen der
staatlichen Landesmittelbehörde RP gesiegt», so Wirtz.
Bei der stellvertretenden Schulleitung am Goethe-Gymnasium hätten
die beiden Gremien Schulkonferenz und Schulausschuss andere Prioritäten bzw.
Schwerpunkte für ihre jeweilige Entscheidung zu Grunde gelegt.
Das Verfahren ist gesetzlich ausdrücklich geregelt: Empfehlung,
Entscheidung, Personalrat, Ernennung durch RP. «Wir haben nach
ausführlichen Beratungen entschieden, wie dies das Gesetz vorschreibt. Was
daran unbürokratisch ist, wenn man unterschiedlicher Meinung ist, kann
ich nicht nachvollziehen», unterstreicht Axel Wirtz.
Aachener Zeitung Online, 25.07.2002