Do you speak English?
Das Comenius-Projekt
Von Sabine Drewes (Stufe 12)
Das Comenius-Projekt wurde vor drei Jahren gegründet und ist ein Zusammenschluss
mehrerer internationaler Schulen, deren Aufgabe es ist, die Kooperation und den
Austausch von Schulen verschiedener Länder möglich zu machen. Teilnehmer des
Projektes zum Informationsaustausch und Vergleich der Institution Schule sind neben
Deutschland auch Italien, England und die Niederlande.
Nachdem das in Italien gegründete Projekt nun das dritte Jahr erfolgreich läuft, war
bei dem diesjährigen Zusammenkommen unser Goethe-Gymnasium die Gastschule.
Für den viertägigen Aufenthalt in unserem Stolberg war es vorgesehen, die Schüler,
die von den jeweiligen Lehrern der einzelnen Schulen begleitet wurden, in
Gastfamilien unterzubringen. Zu diesem Zweck haben sich Schülerinnen der Klassen
10 dazu bereit erklärt, sich als Gastfamilie der einzelnen Schüler zur Verfügung zu
stellen.
Als ich also um 12.00 am Tag der Ankunft das Klassenzimmer betrat, schlug mir ein
heikles Durcheinander entgegen, ein Bild, das eher an einen Jahrmarkt erinnerte als an
ein Schulprojekt. Lehrer und Schüler standen in kleinen Gruppen im Raum verteilt
und schienen sich aufgeregt zu unterhalten. Von Aufregung und Nervosität war nichts
zu spüren, ganz im Gegenteil.
"Das ist das Tolle daran: Jeder gibt sich so, wie er ist",
meinte dazu Frau Camphausen, die für das Treffen zuständig war und die
Organisation leitete.
Zwei Mädchen, die eine Niederländerin und eine Spanierin für die kommenden Tage
aufnehmen würden, unterhielten sich mit diesen angeregt über das bevorstehende
Programm.
"Zuerst kommen sie mit uns in den Unterricht.
Anschließend gehen wir in die Stadt und essen was, bevor
wir ihnen unser schönes Stolberg zeigen",
klärt mich ein Mädchen der Klasse 10 auf.
Für den nächsten Tag, erzählt mir aufgeregt die Italienerin neben ihr, sei eine Ralley
durch Aachen geplant, an der sowohl die Schülerinnen als auch die Lehrer teilnehmen
würden. Auf diese freue sie sich - neben ihrem Aufenthalt in der Gastfamilie - ganz
besonders. Angst davor, sich nicht verständigen zu können, hat keines der zwölf bis
vierzehnjährigen Mädchen: "Notfalls verständigen wir uns mit Händen und Füßen."
Da das Comenius-Projekt jedoch im eigentlichen Sinne keinen Jugend-Austausch
bezwecken soll, steht das Mitbringen der eigenen Schülerinnen nicht im Vordergrund,
sondern wird als Belohnung besonders fleißiger Schüler angesehen, die durch eine
Teilnahme an einer Prüfung mitfahren durften.
Die eigentliche Absicht des Projektes sind die "Konferenzen" der Lehrer, die
gegenseitig Anregungen und Meinungen hervorbringen sollen. Daher waren diese
auch froh, als ihre Schüler in den jeweiligen Klassen verschwunden waren und wieder
Ruhe einkehrte.
"Nun beginnt die eigentliche Arbeit",
klärte mich der Organisator und Gründer des Comenius-Projektes auf, der, wie alle
anderen Lehrer, einen Laptop vor sich aufbaute um Informationen festzuhalten. Nach
einer zweistündigen Diskussion gab es auch für die Lehrer/innen eine kleine Pause, in
welcher sich diese an einem im Lehrerzimmer aufgebauten Buffet bedienen konnten.
Von diesen vier Tagen haben sicherlich nicht nur die arbeitenden Lehrer profitiert,
sondern auch die Schülerinnen, die alle zusammen sehr viel Spaß hatten. Doch im
Nachhinein wurde von den meisten kritisiert, dass es neben dem Comenius-Projekt
selbst an unserer Schule kaum die Möglichkeit zum Jugendaustausch zwischen
einzelnen Europäischen Ländern und Schulen - besonders mit England - gäbe. Denn
die Nachfrage ist groß und würde sicherlich von vielen genutzt werden. Schließlich
sind wir ja auch eine bilinguale Schule!
Schülerzeitung Goethes Faust, 1/2002