Stadt will den Schulen beim Müll ans Geld
Stolberg. Die Sparschraube dreht sich weiter: Mit einer klaren Vorgabe an
die Schulen will die Stadt nun Energie- und Entsorgungskosten sparen.
In ihrem Vorschlag wird die Verwaltung deutlich: Sie zieht sogar in
Erwägung, Kosten aus dem Schulbudget zu begleichen, sollte sich eine Schule
nicht an den Richtlinien halten.
Auch Vereine sind von der neuen Regelung betroffen: Sie müssen ihren Müll
selbst entsorgen, nutzen sie die Sporthalle einer Schule für ihre
Veranstaltung. Dies birgt reichlich Zündstoff. SZ-Redakteur Patrick Nowicki
beleuchtet die Pläne der Verwaltung.
Die Verwaltung lässt Zahlen sprechen und schreckt darum nicht vor
drastischen Maßnahmen zurück: 100.000 Euro will sie alleine im Müllbereich
einsparen. Dies entspricht einer Restmüllmenge von einer Million Liter. Als
Grundlage für dieses Einsparpotenzial dient der Stadt der so genannte
Einwohnergleichwert. Er legt das durchschnittliche Restmüllaufkommen pro
Kopf und Woche fest. Dabei wird zwischen industriellen und privaten Werten
unterschieden.
Für die Schulen soll nach der Auffassung der Verwaltung ein Wert von 7,5
Liter zu Grunde gelegt werden. «Die Differenz zwischen dem in entsprechender
Anwendung der Abfallentsorgungssatzung erforderlichen und den tatsächlich
von den Schulen benutzten Restmüllvolumina ist als dramatisch zu
bezeichnen», heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Die Mülltrennung soll nach klaren Vorgaben erfolgen: Neben Papier, Glas,
Kunststoffen und Metallen sollen auch die Bioabfälle nach Küchen- und
Kantinenabfällen sowie Garten- und Parkabfällen getrennt werden. Wie dies in
der Praxis funktionieren soll, steht in der Verwaltungsvorlage nicht.
Übrigens soll auch ein Wettbewerb ausgeschrieben werden, um den Wert unter
15 Liter zu verringern.
Die Stadtväter gehen davon aus, dass die Schulen ihren Müll nicht
ausreichend trennen. Um die Forderung nach klarer Mülltrennung
durchzusetzen, will die Stadt nun nur noch so viele Behälter zur Verfügung
stellen, wie sie nach der Berechnung erforderlich sind.
Dabei geht man im Rathaus sogar von 15 Litern nach dem Einwohnergleichwert
aus. Sollte die Schule darüber hinaus Müllbehälter benötigen, wird sie zur
Kasse gebeten. In Verwaltungsdeutsch bedeutet dies: In diesem Falle «ist
anzudenken, ob die Mehrkosten aus dem Schulbudget der einzelnen Schule zu
finanzieren sind». Aus dem Schulbudget werden so genannte Verbrauchsmittel
bestritten: Zeitungsabos, Bürobedarf, kleineres Mobiliar.
Einen Vorstoß wagte die Realschule Mausbach: Sie regte an, das Geld zu
erhalten, das eingespart wird, wenn weniger Restmüll in der Schule entsteht.
Die Verwaltung hält dagegen: «Eine Zuwendung dafür, dass
Abfallbehältervolumen, das ohnehin nicht genutzt werden dürfte, eingespart
wird, ist sowohl aus pädagogischer Sicht als auch aus ökologischen
Gesichtspunkten nicht verantwortbar.»
Diese Maßnahme wird auch die Stolberger Vereine treffen. Sie müssen nun
selbst für den Müll aufkommen, der bei Veranstaltungen in Schulgebäuden
entsteht. Damit will die Stadt den so genannten «Fremdabfall» eindämmen. Die
Fremdnutzer müssen sich kostenpflichtige Zusatzsäcke besorgen.
Für Schulen lukrativer sind Einsparungen im Energiebereich. So soll diese
Summe zwischen dem Förderverein einer Schule und der Stadt aufgeteilt
werden. Hierzu gibt es auch den Entwurf einer Vereinbarung, der nun den
Kommunalpolitikern zugestellt wird. Darin verpflichtet sich der
Förderverein, die Hälfte seines so eingenommenen Geldes in Maßnahmen zu
investieren, die weitere Energieeinsparungen nach sich ziehen. Der Rest
steht zur freien Verfügung.
Die Verwaltung geht davon aus, dass durch «nichtintensive Maßnahmen» wie
Verbrauchskontrolle, optimierte Raumbelegung und Verhaltensänderungen bis zu
15 Prozent der Energie- und Wasserkosten gespart werden können. Dies habe
man in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen. Als Grundlage dient übrigens
der Energieverbrauch der Jahre 1996 bis 2001.
In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport werden
die Kommunalpolitiker zu dem Verwaltungsvorschlag Stellung nehmen.
Aachener Zeitung Online, 28.04.2003