Stolberg kann jetzt Sonnen vorschlagen
Bezirksregierung weist Beschluss des Rates zurück - "Eltern nur mühsam von
Protest abgebracht"
Stolberg. "Wir haben die Entscheidung aus Stolberg nicht akzeptiert": Die Kölner Bezirksregierung hat den Beschluss des
Stadtrates, mit dem Franz-Peter Wirtz die stellvertretende Schulleitung am Goethe-Gymnasium übernehmen sollte,
zurückgewiesen. Dieser Stolberger Wunsch ist inzwischen ohnehin überholt, da Wirtz eine Stelle am Aachener Anne-Frank-
Gymnasium angetreten hat.
Aber die Zurückweisung der Entscheidung der Kommune hat für die Bezirksregierung eine andere Konsequenz: "Stolberg kann
sich nun neu entscheiden und Günther Sonnen vorschlagen", erklärte der Sprecher der Bezirksregierung im Gespräch mit der
SZ. Er wies den Vorwurd zurück, die Kölner Behörde würde die Stellenbesetzung verschleppen. "Das sind nicht wir, sondern
das liegt an Stolberg". Der Beschluss des Rates vom 28. August sei erst nach dem 17. September in Köln eingegangen. Eine
Woche später wurde der Bescheid an die Kupferstadt abgesandt. "Der Stadtrat hatte also genug Zeit, eine Entscheidung zu
treffen", so RP-Sprecher Franzen.
Schlägt Stolberg nicht Günther Sonnen vor, dem gute Chancen eingeräumt werden, die Stellvertretung am Städtischen
Gymnasium in Würselen zu übernehmen, müsse neu ausgeschrieben werden. "Und das dauert dann Monate, bis die Stelle
angetreten werden kann", verweist die Bezirksregierung auf die Zeitschiene.
Das hat auch der Lehrerrat in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Schulausschusses, Axel Wirtz, [festgestellt]. Von 55
Lehrkräften haben es 52 unterzeichnet. Darin wird u.a. darauf hingewiesen, dass das Gymnasium seit 33 Monaten mit nur einer
Person in der Schulleitung auskommen muss. Schließlich hatte Direktorin Stefanie Luczak das "Goethe" auch lange Monate
während der Krankheit ihres Vorgängers Wilhelm Hammelstein kommissarisch geleitet. Nun helfen Kollegen kommissarisch
aus bei der nicht besetzten Stelle.
Den Eltern passt diese Situation auch nicht. "Ich konnte die Elternpflegschaft nur mit Mühe von einer Demonstrations-
Kundgebung vor dem Rathaus abbringen", berichtet Vorsitzende Heike Ridder-Minderjahn auf Anfrage der SZ. Eines ihrer
Argumente war ein mit Axel Wirtz terminiertes Gespräch am Dienstag. Vertreter von Lehrerrat, Elternpflegschaft und
Schülervertretung wollten ihre Position gegenüber dem Vorsitzenden des Schulausschusses deutlich machen. Schließlich hatte
sich die Schulkonferenz mit 19:4 Stimmen deutlich für Günther Sonnen ausgesprochen Aber der Schulausschuss verstehe sich
"nicht als Erfüllungsgehilfe der Schulkonferenz", habe Wirtz dem entgegen gehalten, berichtet Ridder-Minderjahn.
Mehr noch, er habe auch deutlich gemacht, warum die Mehrheit im Ausschuss sich für Wirt ausgesprochen habe: Er sei eine
sinnvolle Ergänzung als Lehrer an der Schule sowie in ihrer Leitung, und man wolle einen Gegenpol aufbauen zu Schulleiterin
Luczak - eine Argumentation, die bei der Elternschaft - vorsichtig formuliert - nicht gerade auf Begeisterung stieß. Die
Schulkonferenz und insbesondere die Lehrerschaft müssen doch besser wissen, wer an die Schule passt, als der Vorsitzende
eines Ausschusses", meinte Ridder-Minderjahn.
Die Linie der Elternschaft ist klar: Die hofft, dass Günther Sonnen noch eine Chance eingeräumt wird, die Stelle am Goethe-
Gymnasium antreten zu können. "Noch hat er seine Bewerbung nicht zurückgezogen", sagte Heike Ridder-Minderjahn.
Jürgen Lange, Aachener Zeitung, 05.10.2001