Interview mit Frau Luczak
1. Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer neuen beruflichen Situation?
So ganz neu ist die Situation gar nicht, da ich inzwischen seit mehr als zwei Jahren Herrn
Hammelstein als Schulleiterin vertrete, intensiv und unermüdlich unterstützt von vielen
Kolleginnen und Kollegen, ohne die ich die anfallende Arbeit gar nicht geschafft hätte
und nicht schaffen könnte, und für deren Unterstützung ich sehr, sehr dankbar bin.
An meiner Arbeit gefällt mir, dass sie eine unglaubliche Vielfalt aufweist, jeder Tag
verläuft anders als der vorherige. Es ist schön, dass ich intensiv mit anderen Menschen
zusammenarbeiten kann. Die Möglichkeiten der Gestaltung und der Kommunikation sind
größer als früher.
2. Was für eine Schülerin waren sie selbst?
Bedingt durch häufige Umzüge meiner Eltern musste ich wiederholt die Schule wechseln,
so dass ich eine eher durchschnittliche Schülerin war.
Erst im Studium erbrachte ich die Leistungen, die ich mir vorstellte und wünschte.
3. Was waren Ihre Lieblingsfächer als Schülerin?
Am liebsten hatte ich die Fächer Deutsch, Kunst(geschichte), Latein, Geschichte.
4. Haben Sie Vorbilder, an denen Sie sich in Privatleben und Beruf orientieren?
Meine Mutter und mein Vater sind Zeit meines Lebens wichtige Orientierungspunkte für
mich gewesen. Leider ist meine Mutter schon vor dreizehn Jahren gestorben, aber sie hat
mich durch ihre unbedingte Liebe zu uns Kindern, ihre Warmherzigkeit, ihren Lebensmut
und ihre Bereitschaft, immer wieder Schwieriges zu wagen, wesentlich geprägt. Mein Vater,
ein Mann voller Energie und Tatkraft, inzwischen 88 Jahre alt und im Vollbesitz seiner
körperlichen und vor allem geistigen Kräfte, hat mich gelehrt, dass es der Wille des
Menschen ist, der ihn antreibt, und dass jeder Mensch selbst für das verantwortlich ist, was er
ist und was er tut.
5. Wie wichtig ist Ihnen die Schülerzeitung?
Für mich ist eine Schülerzeitung ein unabdingbarer, wesentlicher Bestandteil schulischen
Lebens. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir seit vielen Jahren mit "Goethes Faust" über
eine anspruchsvolle und erfolgreiche Schülerzeitung verfügen.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Schülerinnen und Schülern, die Freizeit opfern,
um die Schülerzeitung zu dem Erfolg zu führen, den sie hat, und bei Frau Steinke, dass sie
sich dieser wichtigen Aufgabe mit nicht erlahmender Energie annimmt. Ein besonderer Dank
gilt Manuel Morschel, der so viele Jahre als Chefredakteur die Zeitung gestaltet und mit
seinen Artikeln viele wichtige Denkanstöße gegeben hat.
6. Was halten Sie von der Zusammenarbeit mit der SV?
Die Zusammenarbeit zwischen der Schulleitung, dem Kollegium und der SV ist ein
unverzichtbarer Bestandteil der innerschulischen Demokratie. Ich habe dem jetzigen
Schülersprecher, Jan Daniel Kämmer, vorgeschlagen, dass wir uns regelmäßig
zusammensetzen, um über mögliche Projekte, Sorgen und Pläne zu sprechen, was auch
bereits geschehen ist. Ich denke, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für alle an der
Schule Beteiligten von großem Wert ist.
7. Wieso gibt es bei uns am "Goethe" im Vergleich zum "Ritze" so wenige außerschulische
Veranstaltungen?
Diese Einschätzung kann ich überhaupt nicht teilen. Denn sieht man sich das Jahr 2000
genauer an, so kann man feststellen, dass es eine Vielzahl außerunterrichtlicher Aktivitäten
an unserer Schule gegeben hat.
Ich erinnere an das Fest im Januar 2000 zur Verabschiedung des damaligen Schulleiters,
Herrn Hammelsteins. Zudem gab es mehrere Theaterstücke ("Weltuntergang", aufgeführt
von dem Literaturkurs von Frau Klopffleisch, Einladung ins Schloss" von meiner Theater-
AG, "Herkules und der Stall des Augias" von der Theater-AG von Frau Behrens), einen gut
besuchten Musikabend im Juni und als wichtigen Höhepunkt am Ende des Schuljahres 99/00
die Fahrt der gesamten Schule zur Expo nach Hannover. Eine solche Aktion vorzubereiten
und durchzuführen, bedeutet einen großen organisatorischen Vorlauf. Dem vorangegangen
war ein Wettbewerb zur Gestaltung der Teilnehmer-Buttons, die bei einer Ausstellung in der
Volksbank zu sehen waren.
Nicht zu vergessen ist die Verabschiedung und die Drucklegung unseres Schulprogramms,
ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung unserer Schule. All das tut sich nicht von allein,
sondern bedeutet intensive Arbeit von Kolleginnen und Kollegen, die zusätzlich und weit
über das normale Maß hinaus erbracht wird.
Im ersten Halbjahr des Schuljahres 00/01 beschloss das Kollegium die Durchführung einer
Projektwoche anlässlich des Jahrs der Sprachen zum Thema "Fremde Sprachen und
Kulturen". Auch diese wurde sorgfältig vorbereitet, was auf den Schultern einiger weniger
Kolleginnen und Kollegen ruhte. Besonders die Auswertung der Themenwünsche und die
Zuordnung zu den Projektgruppen dauerte viele Stunden an vielen Tagen und Wochenenden,
vornehmlich geleistet von Frau Offermann und Frau Waauff-Lethen. Ich denke, dass der
Nachmittag der Präsentation vor den Osterferien eindrucksvoll Zeugnis abgelegt hat von der
Lebendigkeit und den vielfältigen Ausdrucksformen an unserer Schule.
Ich danke allen Beteiligten für Ihren Einsatz!!!
8. Wie sieht ihr perfektes Wochenende aus?
Eine wichtige Voraussetzung für das perfekte Wochenende ist, dass es keine Korrekturen
gibt, dass alle Arbeit in der Woche hat erledigt. werden können.
Am Samstag Morgen beende ich einen gemütlichen Stadtbummel mit verschiedenen
Besorgungen, z. B. auf dem Markt und in meiner Buchhandlung, mit einem Cappuccino in
meinem Lieblingscafé am Hof in Aachens Innenstadt. Nachmittags trinke ich bei einem
leckeren Stück Kuchen zu Hause Kaffee, möglichst bei Wärme und Sonnenschein im Garten.
Am Nachmittag fahre ich dann mit meinem Mann nach Köln, wo wir zunächst bei unserem
favorisierten Italiener eine Kleinigkeit essen, um anschließend in der Philharmonie ein
Konzert zu besuchen, ein absolutes Muss für ein perfektes Wochenende!
Am Sonntag wandern wir nach einem ausführlichen Frühstück, manchmal auch nach einem
leckeren Brunch mit Freunden bei gutem, aber auch bei schlechtem Wetter in der Eifel oder
durch Aachens Wälder oder machen eine Radtour durch das Maasland.
Traditionsgemäß versammelt sich die Familie, sofern sie nicht unterwegs ist, am Abend zum
gemeinsamen Anschauen des "Tatorts" oder zum gemeinsamen Klönen am Familientisch.
Das Wochenende klingt aus bei klassischer Musik und beim Lesen eines guten Buches.
9. Was für Bücher lesen Sie in Ihrer Freizeit?
Besonders gerne lese ich Belletristik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vornehmlich
Exilliteratur. Ein Buch, das mich mein Leben lang begleitet hat, ist z. B. "Das siebte Kreuz"
von Anna Seghers. Aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessiert mich vor allem
die Nachkriegsliteratur, die Literatur der DDR, vornehmlich der Autoren, die in der DDR
nicht veröffentlicht werden durften. Immer wieder habe mich intensiv mit jüdischer Literatur
und Literatur über jüdische Schicksale befasst. Über diesen Weg bin ich auf die Literatur aus
Osteuropa gestoßen. (I. Singer, Szypiorski, Nurowska, Hrabal und viele andere). Aber auch
skandinavische und niederländische Autoren finde ich oft sehr spannend.
Aktuelle Romane, von denen gesprochen wird und deren Autoren ich gut finde, lese ich
ebenfalls gerne, z. B. von Harry Mulisch "Die Entdeckung des Himmels" oder von Connie
Palmen "IM". Mein Lieblingsdrama ist und bleibt der "Faust" von Goethe.
Von zentraler Bedeutung ist für mich immer wieder die Lyrik; ich habe im Laufe der Zeit
eine Sammlung für mich bedeutsamer Gedichte angelegt und besitze gleichzeitig eine große
Anzahl verschiedenartiger Gedichtanthologien. Leider finde ich nicht mehr so viel Zeit zum
Lesen und schaffe meist nicht mehr als ein Buch pro Woche, was ich sehr bedauere, denn
Lesen ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Zum Glück gibt es die Ferien!
10. Wer sind Ihre liebsten Roman- und Filmhelden?
Helden habe ich eigentlich keine. Beeindruckend fand ich z. B. die Filmfigur,,Yentl", eine
Frau, der es auf Grund der Tradition verboten war zu studieren, die aber von einem
unstillbaren Wissensdurst und Forschungsdrang ergriffen war und deshalb die Verkleidung
als Mann wählte, um studieren zu können und dafür sehr viele persönliche Nachteile in Kauf
nehmen musste.
11. Mit wem würden Sie gerne einmal essen gehen?
Am liebsten gehe ich mit meinem Mann und meinen drei Kindern essen, von denen zwei
nicht mehr zu Hause leben, weil sie in Freiburg und Berlin studieren, und zwar auf der
Terrasse eines gemütlichen Gasthofs im Schwarzwald.
12. Wem wollten Sie auf keinen Fall in der Sauna begegnen?
Da ich nie in die Sauna gehe, werde ich dort auch niemandem begegnen, dem ich nicht
begegnen will.
13. Wen hätten Sie gerne einmal kennengelernt?
Es gab und gibt es viele interessante Menschen, die ich gerne kennengelernt hätte wie z. B.
manchen Dichter wie Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Schauspielerinnen und
Schauspieler wie Katharina Thalbach, Armin Müller-Stahl, Bruno Ganz, Kabarettisten wie
Hans-Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt und manchen anderen.
Ich muss jedoch sagen, dass ich im Laufe meines Lebens vielen Menschen begegnet bin, die
mir sehr viel bedeutet haben oder auch noch heute sehr viel bedeuten, von denen ich viel
habe lernen können.
14. Worüber können Sie lachen?
Ich lache besonders gerne über Situationskomik, aber auch über die Späße meines Mannes
und meines Sohnes.
"Jeder Tag, an dem man nicht gelacht hat, ist ein verlorener Tag". Das hat einmal Charlie
Chaplin gesagt, und ich finde, dass dies ein sehr weiser und beherzigenswerter Satz ist.
Nina Müller (Klasse 9c)