Nur früher lief das Eis-Essen dem Dom den Rang ab
Hans Müllejans zum Ehrenbürger gekürt
"Es ist gut zu spüren, dass wir einen solchen Mitbürger in Aachen haben dürfen", sagte
Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden. "Sein stetes Lächeln, seine zurückhaltenden, immer
bestimmten Worte, sein bescheidenes Auftreten, seine werbende Freundlichkeit, seine nicht enden
wollenden Ideen haben unendlich viel für Aachen bewegt." Gemeint war Dr. Hans Müllejans - der
neue Ehrenbürger.
Aachen. "Der Dompropst lebt, was er als Botschaft verkündet: die Zuwendung zu den Menschen, die
Nähe zu ihnen; das gleichwertige Miteinander; schlicht die Nächstenliebe", weiß Jürgen Linden.
Solchen Menschen vertraut der Öcher - selbst wenn sie jenseits des Nirmer Tunnels geboren sind.
"Ich bin zwar nicht als Aachener zur Welt gekommen und nicht mit Pau-Wasser getauft worden",
kokettiert der Angesprochene mit typischen regionalen Befindlichkeiten, "aber immerhin im Kreis
Aachen." Und er sei von Kindesbeinen an mit der großen Stadt vertraut gewesen. "Ich erinnere mich
an die vielen Besuche bei einer Schwester meiner Mutter. Ich denke gerne daran, dass eine Schwester
meines Vaters mich öfter zum Einkauf nach Aachen mitnahm; sie führte mich jedes Mal in den
Dom." Eine frühe Liebe eben. Und dann die entwaffnende Einsicht des 73-Jährigen: "Ich muss
allerdings bekennen, dass mich damals die Fahrt mit dem Aufzug im Kaufhaus Titz mindestens so
interessiert hat. Und der Höhepunkt war für mich die Portion Eis im Eisbüdchen am Kaiserplatz."
So ist er, dieser Hans Müllejans: seiner Sache treu, aber nie um ein menschliches Wort verlegen. Im
freundlichen Miteinander ebenso wie in der seelsorgerischen Verantwortung. Einer, den man schätzt
und als feste Größe in Aachen kennt. Der neunte Ehrenbürger der Stadt nach dem Krieg, dem bei der
offiziellen Ehrung am Mittwoch die beiden noch lebenden anderen großen Söhne und Töchter ihre
Aufwartung machen: Kunst-Mäzenin Irene Ludwig und CDU-Ehrenvorsitzender Jost Pfeiffer.
1959 endgültig nach Aachen gekommen, arbeitet Hans Müllejans zunächst als Domvikar und
Bistumssekretär. Zum ersten Würdenträger des Domkapitels wird er 1977 berufen, bei seiner
Rettungsarbeit für den Aachener Dom kommt ihm wesentlich die persönliche. Ausstrahlung zugute.
"Unser Dompropst ist ein beeindruckender und überzeugender Seelsorger", weiß der
Oberbürgermeister. "Einer, der die Nöte und Probleme von Glaubenden. und Zweifelnden kennt. Er
kann zuhören, sich öffnen, verstehen. Er widmet gerne anderen Zeit, Rat und Tat, damit häufig sich
selbst. Sein Wort hat Gewicht, die Menschen vertrauen ihm. Er ist verständlich, einfach, bescheiden -
und immer ein Mensch mitten aus dem Leben."
Hans Müllejans sieht alles auch als ein gegenseitiges Geben und Nehmen: "Ich bin froh, dass ich im
gesellschaftlichen Leben Aachens in vielfältiger Weise mitwirken durfte", betont er. Und erwähnt
Berührungspunkte, die bei weitem nicht jeder als positiv herausstellen würde: "Ich bekenne, ich trage
gerne den Ehrenhut des AKV, den Krüzzbrür-Orden und das Ehrentoupet der Lustigen Figaros. Es
ehrt mich, Feldkaplan der Oecher Penh zu sein."
Und es ehrt die Stadt, diesen Mann, der in 14 Jahren fast 25 Millionen Euro für die Bewahrung des
Domes zusammengetragen hat, in ihren Mauern zu wissen. "Hans Müllejans hat über Jahrzehnte als
beliebter Seelsorger die Menschen unserer Stadt begleitet, sich unermüdlich für den Erhalt des
Aachener Domes als eines der bedeutsamen kulturhistorischen Bauwerke Europas eingesetzt und in
vielfältiger Weise mit der Stadt Aachen zusammengearbeitet", verliest Jürgen Linden die Urkunde.
"In dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste hat ihm der Rat der Stadt Aachen das
Ehrenbürgerrecht verliehen."
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"Ich bin froh, dass ich im gesellschaftlichen Leben der Stadt in vielfältiger Weise mitwirken durfte" -
und die Stadt ist froh, ihn zu haben: Dompropst Hans Müllejans mit Ehrenbürger-Urkunde.
Foto: Wolfgang Plitzner
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Aachener Zeitung, 05.07.02