Auf dem Campus pfeift es durch Ritzen und Löcher
Von Nalini Dias
Stolberg. Das Goethe-Gymnasium ist nicht ganz dicht. Und das wörtlich. An vielen
Stellen tropft es herein. "Das ist ein Fass ohne Boden", charakterisiert Schulleiterin Stefanie Luczak korrekt,
meint damit allerdings eher die Reparaturarbeiten. [...]
"Die Wände sind zudem teilweise verfärbt und die Holzverkleidungen in Mitleidenschaft gezogen", untertreibt die
Schulleiterin. Denn manche Holzrahmen sind derart verformt und zerfressen, dass sie nur noch aufgrund des
Fensterglases in Form zu bleiben scheinen. Und auch die Verfärbung der Mauern artet an einigen Stellen in einen
Algenschleier aus, der an der Tropfspur entlang wächst und in einer Pfütze mündet.
Zu einer frischen Belüftung führen die Undichtigkeiten an Fenstern und Wänden allerdings nicht. Denn obwohl so manches
Loch zu beklagen ist, müffelt es in einigen Klassen ziemlich stark. Grund dafür ist der 20 Jahre alte Teppichboden.
Der grüne Filz hat über die Lenze so manchen Geruch und Kaugummi in sich aufgesogen. "Da steckt der Dreck von zwei
Jahrzehnten drin", ist Luczak überzeugt. [...] Die Kassen der Stadt sind halt leer und "Schönheitsoperationen"
müssen warten, heißt es. Dennoch, peinlich ist der Verfall der gerade mal 23 Jahre alten Schule in jedem Fall. Zumal
im Pädagogischen Zentrum auch andere Vereine und Organisationen der Stadt Veranstaltungen über die Bühne gehen lassen.
"Im PZ ist das Parkett unser größtes Sorgenkind. Seit der Verlegung ist daran nichts mehr gemacht worden." Der Boden
ist abgenutzt und teilweise kommt das Holz heraus. "Das müsste dringend abgeschliffen und versiegelt werden, damit
das Holz nicht ganz verdirbt", ist die Schulleiterin besorgt. Als "echte Kuriosität" bezeichnet die Direktorin die
orangefarbigen Vorhänge der Aula mit etwas Galgenhumor. Die "guten Stücke", ebenfalls aus dem Jahr der Eröffnung
stammend, seien nach einer Reinigung ziemlich zerschlissen zurückgekehrt. Große Löcher und Risse ziehen sich nun von
oben nach unten. Ihren Zweck erfüllen diese Lumpen ganz sicher nicht mehr.
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Schulleiterin Stefanie Luczak zeigt anhand der Vorhänge im PZ wie sehr
die Schule seit ihrer Eröffnung im Jahre 1978 gelitten hat.
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Ein weiteres Anliegen der Schulleiterin ist der Neubau eines Bibliotheks- und Lernzentrums. "Wir leiden unter großer
Raumnot", verdeutlicht die Lehrerin. "Ursprünglich waren wir als dreizügiges Gymnasium geplant. Doch jetzt haben die
Stufen je vier bis fünf Klassen." Für knapp 900 Schüler sei dei Einrichtung eigentlich schon zu klein. Und das hatte
bereits Auswirkungen: "Wir haben zwar zwei Computerräume. Doch in der 9. Klasse konnten wir nur 46 von 62
interessierten Schülern annehmen, die sich für den Informatikkurs angemeldet hatten. Und die sitzen dann schon zu
Dritt an einem Rechner." [...]
Ob der Schulträger allerdings die Kosten für die zahlreichen defekten Jalousien sparen möchte, indem er einfach die
Natur walten lässt, ist unwahrscheinlich. Wenngleich die zahllosen blinden Fenster recht brauchbar sind gegen starkes
Sonnenlicht.
Stolberger Zeitung vom 05.05.01