Prinzliche Premiere: Chefarzt mit Narrenkappe
Stolberg. Die Feuertaufe als neuer Stolberger Prinz steht ihm heute bevor -
Professor Klaus Bläsius, «Hochgebirgsrheinländer» aus Daun in der Eifel,
sieht der Prinzen-Vorstellung durch das Stolberger Karnevalskomitee aber
gelassen entgegen, zumal er sich, was die Formalia betrifft, bei seinem
Adjutanten Dirk Nolte in sicheren Händen weiß.
Einer Karnevalsgesellschaft gehört der Chefarzt der Orthopädie im Stolberger
Bethlehem-Krankenhaus nicht an, aber als Jugendlicher hat er mit seiner Band
bei verschiedenen Karnevalsveranstaltungen gespielt. Danach war er aber
lange Zeit in Süddeutschland, «da feiert man eine andere Art Fastnacht».
«Für mich ist das so, als würde ich mit einem Ritterschlag in die
Ur-Stolberger Gesellschaft aufgenommen», fühlt sich der 49-Jährige geehrt.
Warum er allerdings schon seit Jahren immer wieder von verschiedenen
Personen als Prinz ins Gespräch gebracht wurde, kann er sich selbst nicht so
recht erklären. «Vielleicht, weil ich ein Mensch mit sonnigem Gemüt bin?»
Ein Chefarzt und Operateur als Prinz? - Bei der letzten Visite ging es im
Krankenhaus schon reichlich jeck zu. «Mehrere Patienten haben «Die Hände zum
Himmel» gesungen, als ich in den Raum kam», berichtet Bläsius. Seine
Patienten haben also nicht nur kein Problem mit seiner Berufung, sie sind
sogar begeistert. «Eine Patientin aus Bad Ems hat angekündigt, zum
Stolberger Zug zu kommen.»
Natürlich kann er als Arzt nicht bis spät abends feiern und am nächsten Tag
im OP stehen. Aber schon als der Wunsch an ihn herangetragen wurde, sich als
Prinz um den Karneval verdient zu machen, hatte die jecke Delegation einen
anderen Arzt mitgebracht, der bereits einmal ein Prinz in Stolberg war:
Professor Roland Fuchs aus Eschweiler.
Auch die Zahl der Termine ist so beschränkt, dass kein Konflikt mit seinem
Beruf entsteht. Seine Familie ist auf jeden Fall nach anfänglicher
Überraschung begeistert, vor allem sein jüngster Sohn. «Zuhause läuft jetzt
schon Karnevalsmusik.»
Die Organisation des Karnevals kennt Bläsius allerdings nach eigener Aussage
praktisch gar nicht, was ihn aber nicht bekümmert. «Ich sehe der Session mit
Spannung und Neugierde entgegen.» Er hofft so nach und nach in seine Aufgabe
hineinzuwachsen.
«Ich denke auch das, was es zu reden gibt, traue ich mir zu», ist er
zuversichtlich. Als Jugendlicher habe er bereits einmal in der Bütt
gestanden. Sein selbst ausgedachtes Motto durfte er aber noch nicht
verraten, «man hat mir gesagt, dass ich das auch bei der heutigen
Vorstellung noch nicht sagen darf, da es erst bei der Proklamation am 3.
Januar verkündet wird».
Adel verpflichtet eben auch im Karneval, wie Bläsius inzwischen weiß. «Bei
den ersten Kontakten habe ich bereits festgestellt, dass es im Karneval
nicht so locker vom Hocker geht, wie bei einer Feier in der Kneipe.» Gut,
dass es Leute wie seinen Adjutanten gibt, die ihm mit Rat und Tat zur Seite
stehen.
So richtig auskennen werde er sich wohl erst nach seiner Amtszeit. Ob es
dann für ihn mit dem organisierten Karneval weitergehe, müsse man sehen.
«Prinz kann man ja auch nur einmal werden.» Aber das ist für (fast) jeden
Rheinländer das Größte.
Die designierte Tollität Klaus I. (Bläsius) wird am Freitag durch das
Karnevalskomitee der Stadt vorgestellt. Um 20 Uhr beginnt im Jugendheim
Münsterbusch das Programm mit den Stolberger KG's, De City Jonge, die
D-Zoch-Combo und dem Alleinunterhalter Hermann-Josef Lindlar. Der Eintritt
ist frei.
Aachener Zeitung Online, 14.11.2002