Verein der Ehemaligen und
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Quelle: Aachener Zeitung Online

Dr. Friedhelm Mersch beginnt Dienst am «Goethe»

Stolberg. Selten war eine Personalie so umstritten wie die des stellvertretenden Schulleiters am Goethe-Gymnasium.

Erst im zweiten Bewerbungsverfahren und auch dann nur unter lautem Protest von Lehrern und Eltern wurde Dr. Friedhelm Mersch nach einer Empfehlung des städtischen Schulausschusses von der Bezirksregierung berufen.

Der Optimismus ist ihm anzusehen: Friedhelm Mersch will das Interesse der Schüler in den Vordergrund rücken.

Montag nun tritt Mersch seinen Dienst an - mit viel Optimismus und der Hoffnung, dass die Vergangenheit jetzt abgehakt ist. Im Gespräch mit SZ-Redakteur Michael Grobusch wirft er dennoch einen Blick zurück - und spart dabei nicht mit Kritik an der Politik.

Nach all den Querelen und den vielen Diskussionen: Mit welchem Gefühl treten sie am Montag ihren Dienst an?

Mersch: Nach den ersten Gesprächen in dieser Woche habe ich einen ausgesprochen guten Eindruck vom Goethe-Gymnasium und der Einstellung, die mir entgegengebracht wird. Ich möchte kommunikativ und konstruktiv arbeiten und bin nicht auf Konfrontation aus. Das ist im Lehrerkollegium offensichtlich auch so.

Trifft das auch auf die Schulleiterin zu, die ihren Mitbewerber favorisiert hatte?

Mersch: Auf die im Besonderen. Frau Luczak hat alles Erdenkliche getan, um bei der Bezirksregierung durchzusetzen, dass ich pünktlich zum Schuljahrsbeginn meine Arbeit in Stolberg aufnehmen kann.

Welchen Umgang werden Sie mit den Eltern pflegen, die Sie im Vorfeld eigentlich nicht gewollt haben?

Mersch: Zunächst einmal muss ich betonen, dass für mich als Lehrer die Schüler und deren Interessen absolute Priorität haben. Aber ich werde natürlich auch den Kontakt zu den Eltern suchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das mache ich mit einem völlig reinen Gewissen. Ich fühle mich nicht mit Hypotheken belastet.

Hatten Sie schon eine Vorahnung, was Sie erwarten würde, als Sie Ihre Bewerbung damals eingereicht haben?

Mersch: Nein, absolut nicht. Die Umstände des ersten Bewerbungsverfahrens waren mir nicht bekannt. Ich habe mich als neutraler Bewerber gesehen, der unvorbelastet ist, weil ich noch nicht lange in der Aachener Region lebe.

Warum haben Sie sich nicht schon beim ersten Mal beworben?

Mersch: Auch aus dem eben genannten Grund. Ich war sechs Jahre in den Niederlanden im Auslandsdienst tätig und zum Zeitpunkt der ersten Ausschreibung gerade erst nach Deutschland zurückgekehrt, um am Rhein-Maas-Gymnasium eine Stelle anzutreten.

Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie zum Zankapfel in Stolberg werden könnten?

Mersch: Als sich das Verfahren auf nur noch zwei Personen fokussierte, ging die Zankerei los. Ich habe mich als Person betroffen gefühlt, fühlte mich fremdgesteuert. In dieser Phase gab es Momente, in denen ich ernsthaft in Erwägung gezogen habe, meine Bewerbung wieder zurückzuziehen.

Wie beurteilen Sie die politischen Streitigkeiten, die das Auswahlverfahren am Ende bestimmt hat?

Mersch: Ich kann mich nicht identifizieren mit dem, was da in Stolberg diskutiert worden ist. Das Verhalten, das die Politik gezeigt hat, ist für mich unverständlich.

Für die Kritiker sind Sie der CDU-Mann am Goethe-Gymnasium.

Mersch: Ich lasse mich nicht verbiegen oder in eine Schublade schieben. Ich bin der Mann für die stellvertretende Schulleitung und sonst nichts.

Worin sehen Sie jetzt Ihre wichtigste Aufgabe?

Mersch: Das Goethe-Gymnasium hat dreieinhalb Jahre keinen stellvertretenden Schulleiter gehabt. Ich möchte die Kollegen entlasten, die in dieser Zeit kommissarisch gearbeitet haben, und mit Frau Luczak alle Aufgaben der Schulleitung gemeinsam übernehmen. Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich als Nummer zwei.

In Ihrem ersten Jahr werden Sie eine Doppelrolle übernehmen.

Mersch: Das ist richtig. Ich werde am Rhein-Maas-Gymnasium noch den Leistungskurs Biologie in der Jahrgangsstufe 13 bis zum Abitur begleiten. Das ist eine sachliche, Notwendigkeit, im Sinne der Schüler aber auch selbstverständlich.

Schränkt Sie das in Stolberg ein?

Mersch: Natürlich wäre es besser, wenn ich von Beginn an jeden Tag uneingeschränkt in Stolberg arbeiten könnte. Eines ist aber auf jeden Fall völlig klar: Das Goethe-Gymnasium genießt absolute Priorität.

Zur Person

Dr. Friedhelm Mersch wurde 1952 in Meppen geboren. Zunächst machte er eine Lehre als Industriekaufmann, erwarb dann das Diplom als Betriebswirt an der FH für Wirtschaft in Berlin und entschloss sich nach einem Jahr in der Industrie, etwas völlig Anderes zu machen. Nach dem Lehramts-Studium und dem Referendariat in Berlin war Mersch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Berlin tätig und promovierte 1986 im Fach Philosophie.

Nach acht Jahren am Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund wechselte der heutige Studiendirektor in einen sechsjährigen Auslandsdienst nach Brunssum/NL. 2000 trat er dann als Fachbereichsleiter Naturwissenschaft eine Stelle am Rhein-Maas-Gymnasium in Aachen an. Dort war er bis zu seinem Wechsel ans Goethe-Gymnasium tätig.

Aachener Zeitung Online, 30.08.2002



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